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Schwimmen mit Crocs in Bitter Springs

In der Gegend um Darwin, meinem finalen Ziel, leben zahlreiche Krokodile. Eher harmlose Süsswasser-, dann aber auch weniger harmlose Salzwasserkrokodile. Gerade hat eines einem jungen Australier einen gehörigen Schrecken eingejagt. Ich bade in Bitter Springs, wo Tage zuvor ein Salzwasserkrokodil gefangen wurde, und finde: Noch nie war Baden so aufregend.

Schwimmen mit Delfinen ist populär. Schwimmen mit Krokodilen deutlich weniger. Beissen einfach zu oft zu, die Kollegen. Holen Fischer aus dem Boot oder Camper aus dem Zelt. Und sie lassen, wie das Haie oft tun, ihre Beute dann nicht einfach sausen, nachdem sie merken, was sie da in der Schnauze haben (bei Haien z.B. Surfer statt Robbe). Wagenladungen voller Glück gehabt hat gerade ein 19-jähriger Australier: Er und seine Familie campen in der Nähe von Katherine. Morgens um halb Fünf spürt der Youngster, dass etwas an seinem Fuss zerrt. Ein Krokodil. Es lässt von ihm ab, nachdem er auf es einprügelt. Die Grundregel, so klärt mich ein alter Aussie auf, lautet: Schlage dein Zelt nie – das wichtige Wort ist: nie – in der Nähe eines Flusses auf. Suche, wenn du in der Nähe eines Flusses übernachten musst, immer den höchsten Punkt auf, allermindestens 50 Meter vom Wasser entfernt. Unser Aussi-Youngster kennt die Regel, legt sie aber eher eigen aus: Er habe gewusst, dass Campen in der Nähe von Creeks gefährlich sei. Er habe darum sein Zelt auch in 15 Metern (Respekt, mate, sicher ist sicher …) Entfernung vom Wasser aufgestellt.

Aber zurück zum Schwimmen mit … Man hat mir den Besuch von Bitter Springs empfohlen. Ein von 37 Grad warmem Thermalwasser gespeister natürlicher Creek, einen Tagesritt südlich von Katherine. Das Wasser sei glasklar, der Creek laufe durch einen Palmenwald (das Klima hier ist tropisch, moderat zwar zu dieser Jahreszeit, allerdings sind es immer noch gute 36 Grad Tagestemperatur und es ist schwül wie Hannes) und man sehe immer wieder kleine Schildkröten und das eine oder andere Freshie (Süsswasserkrokodil, meist vollkommen ungefährlich)! Sehr cool, denke ich mir und fahre hin. Die Beschreibung passt. Ich lasse mich gemächlich die 200 Meter hinuntertreiben und fühle mich im Ansatz wie Johnny Weissmuller, der Schwarz-Weiss-Hollywood-Tarzan aus meiner Kinderzeit. Ich sehe aber weder Schildkröten noch Freshies. Dafür habe ich einen kurzen Plausch mit einer Australierin. Sie erzählt, dass erst vor drei Tagen ein Saltie (Salzwasserkrokodil, meist vollkommen gefährlich) aus dem Creek gefischt wurde. Holy Moses! Ich frage sie, wie man denn den Salties auf die Spur komme. Man muss eines ja erst entdecken, bevor man es fangen kann. Meist seien das Meldungen von Besuchenden, klärt sie mich auf. Interessanter Punkt. Der Creek wird also nicht überwacht, sondern man wartet, bis Touris ein Saltie sehen … Ich gebe mir einen letzten Sprung in die Bitter Springs, bin aber irgendwie nicht mehr ganz so entspannt. Ast-Enden, die aus einem Algenteppich herauslugen, sehen plötzlich Crocs-Augen verflucht ähnlich. Ich scanne permanent das Ufer rechts und links und bin froh, als ich endlich unangeknabbert aus dem Wasser raussteige. Das Saltie in Bitter Springs war nur zwei Meter lang, lese ich später. Reicht vermutlich immer noch locker, um Schwimmende um die eine oder andere Gliedmasse zu erleichtern. Mir wird klar: Schwimmen mit Crocs wird Randsportart bleiben. Eine mit hohem Thrill-Faktor immerhin.

Published in Reiseroute Tiere

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