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Wesscoass is Wetcoass!

Es gibt gute Gründe, warum Kiwis die Westküste der Südinsel Wetcoast, die nasse Küste, nennen. Wenn es regnet, und es regnet oft, dann regnet es ohne Punkt und Komma. In Haast füllt es mir das Zelt. Gut, dass Hitch-Hiking in Neuseeland selbst für Bikende gute Chancen auf Erfolg hat.

Ich verbringe eine Nacht wild zeltend am Ufer des Haast River. Sandfliegen, die alten Schwerenöter, finden mein Zelt super, sie ziehen zu Hunderten ein und erzeugen, gegen die Zeltplane prasselnd, ein Geräusch, das an leichten Regen erinnert. Es wird, mitten in der Nacht, ergänzt durch ein anderes Geräusch, das an Sandfliegen erinnert: leichter Regen. Der wird nach und nach zu mittelstarkem Regen und dann zum von uns Bikenden nur hinter vorgehaltener Hand erwähntem Hard Rain, der einen in Minuten so nass schifft, dass man das Gefühl hat, man schwimmt im Regen. Nur die Härtesten der Harten fahren da noch weiter. Einmal erwischt es mich unterwegs so fett, dass ich für 90 Minuten in den Busch unter meine Rettungsdecke flüchte, bis die Flut nachlässt. In dieser Nacht aber ist alles anders: Die Flut hält an. In den Morgen hinein, über Mittag. Um zwei Uhr entscheide ich mich, denn das Zelt quittiert langsam seinen Wasserdichtdienst, zur Flucht nach vorne. Ich packe mein Zeug und stelle mich, Daumen raus, an den Strassenrand. Sollte niemand Erbarmen zeigen, würde ich die Nacht durch über den Pass kurbeln. Gefährlich, sagt man mir, aber machbar, denke ich. Jemand hat aber Erbarmen und nimmt mich mit im kleinen Lieferwagen über den Haast Pass in eine andere Welt: Rund um Wanaka, der Zieldestination, sieht Neuseeland so aus, dass ich hinter jeder Ecke Gandalf, Frodo Beutlin und, wenn es denn sein muss, sogar Gollum erwarte. In Wanaka ist es trocken. Bedeckt und windig zwar, aber trocken. Wäre ich in der Schweiz, würde ich sagen, es geht der Fön. Ich hänge mein Zelt in den Baum, meinen Schlafsack, meine Socken und meine Radschuhe auch. Nach einer Stunde bin ich trocken, glücklich und bereit für eine neue Runde. Denn die nächste Welle Hard Rain kommt. So viel ist sicherlich sicher.

Published in Reiseroute

2 Comments

  1. thomas enz

    thomas enz

    André!
    kaum ein ort auf der welt der den namen besser verdient; Greymouth an der westküste.
    der name programm, jedoch ein wunderbares, so wie die who es besingen: „rain o’er me“! oh pardon es war: „love, reign o’er me“!

    https://www.youtube.com/watch?v=ZhSdNy1snaU

    Keep on rollin‘!

  2. Weber Edith

    Weber Edith

    lieber André

    iiiiihh… dieser Dauerregen! Da wird einem ja schon kalt und schaurig beim Lesen! Gut, dass Dich jemand Lieber mitgenommen hat und in bessere Wetterverhältnisse geführt hat! Super! Wie sagen die Golfspieler untereinander: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung“. :)
    Wünschen Dir weiterhin viel Spass und Freude an der unverdorbenen Natur, an den wunderschönen Farben, Formen, an den riesigen Rinderherden und der sicherlich überaus guten, frischen Luft!
    Alles Liebe
    Edith und families

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